GSD IV - Glykogenspeicherkrankheit


Die Glykogenspeicherkrankheit Typ IV, kurz GSD IV, ist eine Form der Glykogenose, welche mehrere Glykogenstoffwechselerkrankungen umschreibt. Diese Form der Glykogenose kommt ausschließlich bei Norwegischen Waldkatzen vor. Der menschliche, wie auch tierische Organismus, benötigt Glucose, dieser Monosaccharid (Einfachzucker) dient hauptsächlich als Energieträger. Glykogen wiederum ist ein Polysaccharid (Vielfachzucker) dessen Aufgabe es ist, Glucose einerseits bereitzustellen und andererseits kurz- bis mittelfristig zu speichern. Glykogen wird in den Leber- und Muskelzellen bei übermäßigem Vorhandensein von Kohlenhydraten aufgebaut. Sollte es, aus welchen Gründen auch immer, zu einem erhöhten Energiebedarf kommen, hat der Körper die Fähigkeit Glucose, durch einfache Aufspaltung des Vielfachzuckers, zu gewinnen. Dies geschieht in der Leber oder in den Muskelzellen, in denen es zu einer Ansammlung von Glykogen gekommen ist.

Beim Aufbau von Glykogen ist das sogenannte Verzweigungsenzym, das Glycogen Branching Enzym, besonders wichtig. Dieses Enzym ist für den schnellen Auf- und Abbau des Glykogens und dessen Löslichkeit verantwortlich. Sollte eine Katze an der Glykogenspeicherkrankheit Typ IV leiden, dann ist das Gen, das für das Verzweigungsenzym verantwortlich ist, mutiert. Dadurch fehlt das Enzym, das zum Aufbau des Glykogens nötig ist und der Körper ist nur mehr in der Lage ein anormal strukturiertes Glykogen zu konstrieren, dieses wiederum ist unlöslich und reichert sich besonders in der Leber und in Muskel- und Nervenzellen an. Dieser Prozess führt nach einiger Dauer zu schweren Zell- und Organschädigungen. Man unterscheidet zwei Formen dieser in jedem Fall tödlichen Krankheit. Bei der einen Form werden die Babys oft schon tot geboren oder sterben kurz nach der Geburt. Bei der zweiten Form können die Babys ungefähr ein halbes Jahr lang ein normales Leben führen. Danach treten in der Regel Symptome wie Schüttelfrost und hohes Fieber auf. Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es Muskelschwund und Lähmungserscheinungen. Diese gepeinigten Tiere, sollte sie nicht schon vorab erlöst werden, sterben im Alter von ungefähr einem Jahr.

Wie bereits erwähnt liegt die Ursache dieser Krankheit in der Mutation des Gens, das für die Bildung des Verzweigungsenzyms verantwortlich ist. Die Glykogenspeicherkrankheit Typ IV wird durch Vererbung übertragen, aber nur wenn beide Elterntiere Träger des mutierten Gens sind. Sollte es zu einer Verpaarung kommen, bei der nur ein Elterntier Träger ist, müssen alle Babys, die zukünftig als Zuchttier eingesetzt werden sollen, getestet werden, denn diese könnten wiederum auch Träger sein, würden aber selbst nie erkranken. Bei Liebhabertieren kann man auf den Test verzichten, da die Tiere ja nicht erkranken werden. Es ist auch nicht zwingend notwendig, sollte ein Zuchttier Träger sein, dieses aus der Zucht zu nehmen. Es muss nur sehr strikt darauf geachtet werden, dass der Zuchtpartner kein Träger ist. Die Untersuchung ist relativ simpel mittels Backenabstrich oder Blutprobe durchzuführen. Das Ergebnis kann dann wie folgt aussehen: NN, das bedeutet, dass das Tier reinerbig anlagefrei ist; N/GSD, das bedeutet, dass das Tier ein mischerbiger Anlageträger ist (das Tier wird aber nicht erkranken!) und GSD/GSD, was bedeutet, dass das Tier reinerbiger Anlageträger ist und in jedem Fall betroffen ist. Da diese Krankheit auf qualvolle Art tödlich endet, liegt es im Interesse aller Züchter, diese Krankheit möglichst weitgehend im Vorfeld abzufangen.

siehe auch:

Krankheiten der Katze (Marian Christian Horzinek, Vera Schmidt, Hans Lutz)

Norwegische Waldkatze: Skandinaviens sanfte Wilde (Eva Ewald)